
Veronika Heyelmann ist 1962 in Berlin geboren worden, hat zunächst Englisch und Sport an der Freien Universität Berlin studiert. Ein Fulbright Stipendium ermöglichte es ihr dann, eine Zeit lang in Los Angeles an der UCLA zu studieren. Sie kehrte zurück, um zu heiraten und ihr Studium am John-F.-Kennedy Institut und der Freien Universität zu beenden. Zwischenzeitlich wurde sie Mutter von zwei Kindern, die sie ab deren zweitem und dritten Lebensjahr zunächst alleine groß zog, während sie an einer Schule als Lehrerin arbeitete. Eine Zusatzausbildung als Mediatorin ermöglichte es ihr auch auf diesem Gebiet tätig zu werden und ebenfalls Jugendliche als Konfliktlotsen auszubilden. Nach 30 Jahren Schuldienst wurde sie Schriftstellerin und schreibt Romane in englischer Sprache.
Eigentlich war Schreiben schon immer meine Leidenschaft, mit damals 7 Jahren war es mir aber noch nicht bewusst. Ich begann Tagebuch zu schreiben und hörte damit erst auf, als ich über 40 war. Man kann sich gut vorstellen, wie viele Bücher in dieser langen Zeit entstanden sind.
Allerdings konnte ich mich einem zunehmend unguten Gefühl nicht entziehen: Was wäre, wenn sie jemand fände? Ich stünde förmlich nackt da. Auch wenn ich die Bücher gut versteckt hatte, so bestand immer die Gefahr, dass sie in falsche oder andere Hände gerieten. Ich konnte schon nicht mehr leichten Herzens verreisen, aus Angst, einen tödlichen Unfall zu haben und meine Gedanken nicht mehr erklären zu können. Es waren schließlich alles zu Papier gebrachte Momentaufnahmen, die andere vielleicht verletzen oder ein ganz falsches Bild von wem auch immer ergeben könnten. Das klingt alles sehr absurd, aber ich denke, so geht es vielen Autoren von Tagebüchern. Aber die Tagebücher alle vernichten? Mein ganzes Leben in Worten wäre weg. Ist das nicht ein Teil von mir? Es gingen noch einige Jahre ins Land, bis ich mich entschloss, es doch zu tun. Ja, ich setzte mich neben meinen großen Haufen von Tagebüchern, zerpflückte sie in einzelne Seiten, las ein bisschen darin und schüttelte den Kopf, wenn ich feststellen musste, wie oft meine aktuellen Erinnerungen dem Geschriebenen widersprachen. Anschließend überließ ich dann meine Texte dem Schredder. Zu Anfang ging alles sehr zögerlich voran, aber ich wurde immer resoluter, schneller und glücklicher. Keinen einzigen Tag habe ich diese befreiende Entscheidung bereut.
Aber was hat das alles mit meinem Entschluss, Schriftstellerin zu werden, zu tun? Es ist schon ein großer Unterschied, „nur“ Autorin von Erlebtem zu sein und grundsätzlich den Anspruch zu haben, nur Ehrliches und tatsächlich Empfundenes niederzuschreiben, im Gegensatz zu einer Schriftstellerin, die alles frei erfinden kann. Die Möglichkeit, fiktive Welten entstehen zu lassen, ist etwas ganz anderes und befreit von allen emotionalen Belastungen.
Zunächst war ich Studienrätin für Englisch und Sport. Aber ich habe auch während meiner beruflichen Schulzeit schon immer Texte geschrieben: Short Stories, Gedichte, ja auch Klausurtexte (wenn ich keine geeigneten gefunden hatte); aber alle unter Pseudonym. Es war dann sehr spannend für mich, die Interpretationen meiner Schüler/innen zu lesen, und ich war oft begeistert, wenn ich feststellte, dass sie meine Intentionen erkannt oder sprachliche „Leckerbissen“ gefunden hatten. Ich lehrte auch mit Begeisterung kreatives Schreiben an der Schule und stellte fest, dass es nicht nur mich glücklich machte.
Nach etwa dreißig Dienstjahren konnte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an einer Schule lehren und es ergab sich, dass ich ebendiese meine zweite Leidenschaft, das Schreiben, in intensiver Weise wiederentdeckte. Zunächst hat es mich nur von Schmerzen und deprimierenden Gedanken abgelenkt, bis es mich so erfüllte, dass ich beschloss ein Buch zu schreiben. Als ich es dann fertig in den Händen hielt, war ich unbeschreiblich stolz. Laut Aussagen meiner Leser/innen ist es sogar ein gutes Buch geworden, sodass es mich motivierte, weiter zu schreiben.
Warum schreibe ich aber in Englisch und nicht in meiner Muttersprache Deutsch? Ich empfinde die englische Sprache als melodiöser und eleganter. Auch liebe ich es, mit Redewendungen zu spielen, sodass ich die erste Trilogie weiter in meiner Lieblingssprache schreiben werde, bevor ich mich vielleicht an die deutsche Sprache und auch an andere Genres herantraue. Ein Übersetzungsversuch meines ersten Buches ins Deutsche hat mich selbst bisher noch nicht so überzeugt, aber ich arbeite daran.