
Eigentlich lauern sie überall, wenn man nur achtsam ist. Sie treiben Schriftsteller/innen förmlich dazu, sie in einem Roman zu verarbeiten. Oft sind es einfach nur Gedankenfetzen aus Gesprächen und Situationen, die mir beim Spazierengehen durch den Kopf gehen, manchmal sind es besondere Formulierungen, in die ich mich auf der Stelle verliebe und die ich dann sofort niederschreiben muss. Auch Bewegung inspiriert mich und verleiht mir die Fähigkeit, mich in andere Welten hineinzudenken, in die ich dann völlig eintauche. Die Komplexität des Lebens wird heruntergebrochen auf ganz reale Situationen und Beziehungen, die aber schon seit Menschengedenken Gültigkeit haben, sodass sie mich auch zum Philosophieren bringen. Manchmal muss ich auch nur still dasitzen und beobachten. Schon ein zwitschernder Vogel oder das Aufwirbeln von Blättern im Herbst können Ideen wecken. Manchmal habe ich auch das Gefühl, an gar nichts zu denken, wenn ich zum Beispiel die Blumen im Garten wässere. Aber anschließend platzt mein Kopf vor Ideen.
Allerdings ist die spannendste Komponente beim Schreiben dessen Eigendynamik. Wenn ich mich in meine Charaktere hineinversetze und mit ihnen die jeweiligen Situationen erlebe, verändert sich manchmal die Geschichte, die ich ursprünglich geplant hatte, während des Schreibens. Der Fokus verschiebt sich und die Atmosphäre kippt in eine ganz andere, ungeplante Richtung. Meine Entscheidung ist es dann, ob ich das zulassen soll, oder ob meine vorher konstruierte Geschichte besser ist. Wenn mich jemand fragt, wie denn das Buch ausgehe und ob es ein „Happy End“ gebe, kann ich das nie vorhersagen. Natürlich habe ich immer ein Konzept, recherchiere viel und lange. Das ist wirklich viel Arbeit und macht nicht unbedingt immer Spaß. Bevor ich tatsächlich anfange zu schreiben, habe ich schon viele Seiten mit Notizen und Szenen skizziert, die ich unbedingt einbringen möchte. Wenn die Themen historischen oder politischen Bezug haben, muss alles natürlich stimmen und zu den Charakteren passen. Besonders wichtig sind mir relevante Themen, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Meine Geschichten sollen nicht banal oder oberflächlich sein, sondern komplex, unterhaltsam, berührend und spannend. Ich möchte meine Leser/innen fesseln und in andere Gedankenwelten entführen, sodass das Leben als völliges Versinken in einem Roman fast meditativ wirkt. Deshalb müssen auch die Charaktere langsam entwickelt werden, so dass sie authentisch vor dem geistigen Auge der Leser entstehen können. Unfassbare Geschehnisse müssen dennoch real erscheinen, denn bisher schreibe ich keine Fantasybücher.
Mein langfristiges Ziel ist es, diese begonnene Trilogie zu beenden und dann auch andere Genres auszuprobieren, ja vielleicht sogar in deutscher Sprache.